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Das Problem der Altersvorsorge – Welchen Kapitalstock benötige ich?
Wie viel Kapital braucht ein 65-jähriger Rentner als
Altersvorsorge-Fonds, der eine jährliche Rente von
18.000 Euro, d. h. monatlich 1.500 erzielen möchte, ohne sein Kapital zu
verzehren, bei 6 % Zinsen? – 300.000 Euro! Wenn er noch 20 Jahre lebte, könnte
er bis zum vollständigen Kapitalverzehr sogar eine Rente von 26.155 Euro
entnehmen oder er bräuchte nur 206.458 Euro Kapitalstock für die 18.000 Euro.
Aber er weiß halt nicht, wie lange er lebt, weshalb ein festes Kapital sicherer
ist.
Aber die obige Rechnung bleibt eine Milchmädchenrechnung. Realistischer ist folgende
Frage: Wie viel Kapital braucht ein Rentner, wenn die Steuer ihm 30 % der
Erträge abnimmt und der Kaufkraftverlust, sprich die Inflation, jährlich 2 %
beträgt und er jährlich die 18.000 Euro Kaufkraft von heute erhalten möchte? Im
Ausgangsfall könnte er bei 300.000 Euro von den 6 % Zinsen nur 2,2 % dauerhaft
verbrauchen, also 6.600 Euro. Er erhielte nach Steuern 4,2 % (12.600) und müsste
davon den Kaufkraftverlust bzw. die Preissteigerung sparen, somit
6.000 Euro (= 2 %) wieder anlegen. Dann hätte er im nächsten Jahr mit Zinsen und
Zinseszinsen wieder die gleiche jährliche, reale Kaufkraft zur Verfügung, die
aber einem höheren nominalen Geldertrag entspricht (6.360 Euro, der Ausgangswert
plus 2 % Preissteigerungen).
Er bräuchte also, da er von 6 % Zinsen nur 2,2 % real verbrauchen kann, fast den dreifachen
Betrag von 818.182 Euro, um eine Rente von 18.000 zu erhalten, ohne das Kapital
zu verzehren. Bei einem Kapitalverzehr über 20 Jahre genügten rund 437.350 Euro
als Vermögensaufbau.
818.000 € ergäben bei 6 % Zinsen
(30 % Steuer, 2 % Inflation) dauerhaft 18.000 € p. a. Rente heute
Wer in einem Alter von 30 Jahren anfängt derart zu rechnen, muss in
Betracht ziehen, dass der Kaufkraftverlust in Zukunft einen weit höheren
Kapitalstock für die Altersvorsorge verlangt als heute. Will jemand in 35 Jahren eine Rente im
Kaufkraftwert von heute 18.000 jährlich erzielen, muss bis dahin bei einer
Inflationsrate von 2 % (entspricht einem Geldwertverlust von 50,7 %) statt
818.182 Euro sage und schreibe 1.659.598 Euro als Kapitalstock aufbauen. Bei
einem Werteverzehr genügten 887.120 Euro für 20 Jahre, immer noch eine große
Summe.
In 35 Jahren entspricht obiger benötigter,
Kaufkraft-angeglichener Wert 1.659.600 €!
Wenn dann auf dem Weg dahin auch
noch ein Ehepartner zu versorgen ist, also die doppelte Summe gebraucht wird, oder
jemand mit 1.500 Euro heutiger Kaufkraft nicht auskommt – dann zeigt sich die
große Problematik der Altersvorsorge. Es gilt zu sparen, sparen, sparen. Und
niedrige Nettozinsen kann sich dabei keiner leisten. Jedes Fonds-Prozent mehr Rendite beim Vermögensaufbau zählt. Wer ein Eigenheim bewohnt und
die eingesparte Miete ins Verhältnis zum Kaufpreis setzt, der erzielt eine Art selbstgenutzte Rendite. Ist diese niedrig, da in der Regel Wohnimmobilien sich
nur mit etwa 4 % verzinsen, wäre eine Mietwohnung und ein höherverzinsliches
Fonds-Portfolio vielleicht sogar besser für die zukünftige Altersvorsorge (insb.
gewerbliche, geschlossene Fonds rentieren nachsteuerlich relativ hoch).
Staatliche Angebote? - Eine Einschätzung von
Rürup- und Riester-Rente
Die Rürup-Rente
bzw. Basisrente,
wie sie für Selbständige propagiert wird, ist ein
Sparvertrag, der regelmäßig gering, wenn auch sicher verzinst wird, richtig
attraktiv wird sie durch die staatlichen Vorteile, die wiederum ein relativ
hohes Einkommen (bei Riester eher Kinderreichtum) bedingen. Problematisch sind
wie immer die laufenden Verwaltungskosten, die ertragschmälernde Risikorücklage
für ein etwaiges langes Leben (weshalb nur Direktversicherungen in Frage kommen,
siehe Artikel des
Handelsblatts) und das Grundproblem, dass Sie nicht wissen, wie alt Sie
werden. Sterben Sie jung, ist die Basisrente in Teilen futsch - hätten Sie
alternativ eine Kapitallebensversicherng oder einen Sparvertrag abgeschlossen,
wäre das Geld immerhin voll für die Erben da. Die Magerzinsen seit einigen
Jahren machen die Steuervorteile attraktiver, da ihr „Zins" relativ
dazu höher ist als früher noch. Ohne Steuervorteile wäre die Anlage unattraktiv.
Während früher die Stiftung Warentest kritisch berichtete,
empfiehlt sie die Rürup-Rente.
Die Stiftung schreibt, dass ein 40-Jährige/r nach
25 Jahren Einzahlung von 6000 Euro jährlich, somit 150.000 Euro, eine Rente von
ca. 678/751 Euro lebenslang erhält. Wenn ich mit 65 Jahren in Rente
gehe und noch 20 Jahre bis 85 Jahre lebte, ergäben die Auszahlungen 162.720
(Frauen leben länger, deshalb wäre das vermtulich mehr)/180.240 Euro. Letzteres
für den Mann ergäbe 30.240 Euro Überschuss (180.240 - 150.000) ohne
Steuerbetrachtungseffekte, somit aber in 40 Jahren grob 756 Euro/Jahr an Ertrag.
Die Rendite-Rentenrechnung dazu wäre sehr komplex. Doch der Blick auf die Summen
verheißt für mich Mini-Renditen, wenn ich überhaupt so alt würde.
Die Altersvorsorge mit Versicherungen ist Gegenstand heftiger Diskussionen seit
Jahren, siehe
Artikel aus dem 14. Januar 2014 im Handelsblatt über den Bund der
Versicherten. Altersvorsorge ist eben schwierig.
[Alle Berechnungen erfolgten mit jährlichen, nachschüssig gezahlten
Zinsen und sind gerundet, Irrtum vorbehalten]
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