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2. Kryptowährungen
a) Allgemeine Voraussetzungen und Blockchain-Technologie
Vorab: Der gesamte Finanzsektor ist im Umbruch, die Fintech-Branche boomt (Wirtschaftswoche-Artikel)
mit Innovationen im Bereich digitaler Finanztechnologie, seien es Bezahl-Apps
für Smartphones, Apps für Versicherungen oder gar digitales Geld.
Im Gegensatz zu normalem Geld, das indirekt eine Art Anspruchsschein aufs
Sozialprodukt darstellt, da es gesetzliches Zahlungsmittel für die Waren ist,
gelten Gold und Silber deshalb wertvoll, weil sie knapp, nicht vermehrbar und
fälschungssicher sind. Diesen Ansatz in digitaler Buchgeldform verfolgen
Kryptowährungen. Die Vorsilbe „Krypto“ bedeutet „verborgen, heimlich“ und meint
die fälschungssicheren Berechnungen des Geldes. Kryptographie ist die
Verschlüsselung von Nachrichten, ein berühmtes Beispiel ist die Enigma, die
Chiffriermachine der Nazis im 2. Weltkrieg.
Um fälschungssicher zu sein, werden mathematische Formeln (Algorithmen)
verwandt, die bei Verschlüsselung im Internet und bei Datensicherungen ähnlich
genutzt werden (Kryptographie). Es gibt einen öffentlichen und einen
nichteinsehbaren privaten Schlüssel, um eine Nachricht zu entschlüsseln. Das
wäre analog zu Ihrem Bankkonto die öffentliche Kontonummer, aber geheime
Zugangsnummer (PIN). Bei
Kryptowährungen gibt es eine begrenzte Zahl von Schlüsseln bzw. Nummern, die
mathematisch komplex errechnet werden, das sogenannte „Mining“. Benutzt wird ein
„Elliptic Curve Digital Signature“-Algorithmus (mehr zur
Mathematik, auch
hier).
Die elliptische Form macht es möglich, die Anzahl positiver Werte auf einer
Kurve oder in einem Feld zu begrenzen. Sie sind damit nicht vermehrbar bzw.
Kryptowährungen haben eine vordefinierte Anzahl an „Münzen“ in Form von Nummern.
Eine Inflation ist mathematisch ausgeschlossen. Ob eine Nummer zu dem
Algorithmus gehört, ist einfach zu prüfen, während das Berechnen der Nummer
überaus rechen- und zeitaufwendig ist. Der Anbieter Bitcoin hat nach 9 Jahren
(2017)
noch nicht alle Nummern errechnet, die Rechenzentren laufen seit Jahren
praktisch heiß; Anfang 2016 lag der Energieverbrauch so hoch wie derjenige von
280.000 Haushalten in der USA (Quelle).
Um Transaktionen nachvollziehbar zu machen, werden alle Transaktionen auf eine
„Liste“, die Blockchain, geschrieben. Ein Grundbuch des Buchhaltung,
das alles erfasst. Diese Blockchain ist öffentlich einsehbar und damit
können Transaktionen kontrolliert werden, z. B. von mehreren Computern gleichzeitig,
wie bei Bitcoin,
statt einem zentralen Rechner (Server). Die Blockchain ist eine "Block-Kette",
die immer länger wird und lückenlos alle jemals durchgeführten Transaktionen enthält, und dies
kryptographisch bzw. verschlüsselt in Blöcken. Eine automatische, fälschungssichere
Buchführung bzw. Dokumentation. Ökonomisch gesehen verringert sie Unsicherheit
und Betrugsrisiken und führt zu mehr Transaktionen, weshalb überlegt wird, sie
für Verträge, Grundbücher, Wahlen u. ä. einzusetzen.
Diese Technologie wird von Banken derzeit massiv vorangetrieben, z. B. von der
Großbank
Goldman Sachs. Die Bank schreibt nicht nur, dass viele Bereiche der
Industrie dadurch revolutioniert würden, sie hat für eine spezielle Anwendung
der Wertpapierabrechnung eine kryptografische, also Blockchain-Technologie
patentieren lassen (Quelle,
19 Nov. 2015). Für
VISA Europa erklärt, dass die Blockchain-Technologie zukünftig unverzichtbar
sei, da sie die billigste Transaktionsmöglichkeit am Markt böte.
Die Kryptowährungen lassen es zu, innerhalb kürzester Zeit, schnell und billig
Geld über Grenzen und Banken hinweg zu transferieren.
Damit das Geld nachgerechnet werden kann, muss der Quellcode, sprich der
Berechnungsalgorithmus veröffentlicht werden. Dies geschieht meist, wenn 70-80 %
der Nummern errechnet wurden. Man unterscheidet Peer-To-Peer-Währungen, bei
denen die Blockchain auf vielen Rechnern zu finden ist (so bei Bitcoin und
Litecoin) von zentral verwalteten Währungen. Beides hat Vor- wie Nachteile.
b) Existierende Kryptowährungen (Bitcoin & Co.)
Es gibt bereits hunderte Kryptowährungen, die berühmteste und berüchtigste ist
der Bitcoin, aber das Land Island hat auch eine. Oft sind Kryptowährungen
regional begrenzt, es gibt rund 900 verschiedene.
Die bekannteste Währung ist Bitcoin, entstanden im Umfeld von
computerbegeisterten Spezialisten. Da das System anonym ist, hat es auch
finstere Gestalten angelockt, so dass Bitcoin oft mit Waffen- und
Drogengeschäften assoziiert wird. Dennoch wird damit weltweit gezahlt, der
Kurswert des Bitcoin
wird veröffentlicht und lag im März 2016 bei rund 400 €, im Sept. 2017 um
3.300 €, im November bei über 5.000 Euro, der gesamte Marktwert
lag Ende 2017 bei rund 50 Milliarden Euro. Wie aktuell das Thema ist, sehen Sie gut auf der
Seite von heise online. Inzwischen
werden Grafikkarten teurer, weil deren Prozessoren von "minern", den Berechnern
von Kryptogeld, in großem Maße gekauft werden. Zum Beispiel für Mining-Farmen in
Island (Genesis Mining), die die dort günstigen Strompreise nutzen.
Litecoin ist die zweitbekannteste Währung, mit der auch schon bezahlt werden
kann. Litecoin wie Bitcoin sind in der Handhabung für Otto Normalverbraucher
noch etwas kompliziert und berühmt wurden spektakuläre Hackerangriffe auf
Kryptowährungsbörsen, bei denen viel Geld gestohlen wurde. Datensicherheit liegt
hier mehr noch als beim Online-Bankkonto beim Nutzer, der sich mit Begriffen wie
Wallet (digitale Geldbörse), Altcoins (alternative Kryptowährungen, also alle
außer Bitcoin), Seed (Geheimnummer zum Wiedererstellen der Wallets bei
Computerpannen) und anderen auseinandersetzen muss. Das Kryptogeld kann bei
spezialisierten Anbietern oder per Software am heimischen PC gespeichert werden.
Die Risiken sind dabei noch recht hoch.
In Österreich kann man Bitcoins bei der Post kaufen, in der
Schweiz seinen Strafzettel oder im Handelsregisteramt Zug damit sogar
bezahlen
(auch mit Ether) und auch Restaurants nehmen es
vereinzelt an.
c) Zitate zu Kryptowährungen
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Bitcoin ist ein technologischer Parforceritt.
– Bill Gates,
Gründer Microsoft
Virgin Galactic ist eine kühne Technologie.
Es ist eine treibende Revolution.
Und Bitcoin macht genau dasselbe, wenn es um
die Erfindung einer neuen Währung geht.
– Richard Branson, Unternehmer Virgin
Group
(Bitcoin) könnte langfristig aussichtsreich sein,
insbesondere wenn die Innovationen
ein schnelleres, sichereres und effizienteres
Zahlungssystem fördern.
– Ben Bernanke, ehem. Chef der US-Notenbank
Bitcoin ist böse.
– Paul Krugmann, Ökonom, Nobelpreisträger
Langfristig kann die
Technologie virtueller Währungen nationale Währungen ablösen.
Virtuelle Währungen können in den nächsten 20 Jahren
nationale Währungen ablösen.
– Christine Lagarde, Chefin des Internationalen
Währungsfonds 2017
(Bitcoin) ist eine bemerkenswerte kryptografische Leistung ...
Die Fähigkeit etwas zu erschaffen, das nicht duplizierbar ist, hat enormen Wert.
– Eric Schmidt, Vorstand Google
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